raumstation3539

Space is the only frontier: Von der Zwischennutzung zur Anschlussverwendung

Doch Kreativität und Innovation brauchen Platz, Vernetzung braucht einen physischen Ort, der Beständigkeit besitzt. Doch die Umstände arbeiten dagegen: Vor allem angesichts der knapper werdenden Räume kam die in Gießen mit einigem Erfolg betriebene Politik der Förderung von kreativen Zwischennutzungen von Leerständen an ihre Grenzen. Ein anderer Ansatz musste her.

Ende 2015 gründete sich die raumstation3539 als Genossenschaft um einen langfristigen Mietvertrag für ein ehemaliges Schlecker-Ladenlokal abzuschließen. Als Namen für die Räumlichkeiten wendete man den im Zuge der Schlecker-Pleite zynisch verwendeten Begriff der „Anschlussverwendung“ ins Positive: Er stand nun für Verstetigung.

Inzwischen wurde bei der raumstation3539 das hundertste Genossenschaftsmitglied begrüßt und es wurden drei weitere Objekte für kreative Nutzung angemietet. In der Anschlussverwendung ist ein kultureller Hub entstanden, mit einem Co-Working-Space, einer Veranstaltungsfläche und der Kü-Ché, einem studentischen spendenbasierten Café. Dank der Vermietung der Co-Working-Plätze kann der Großteil des Raumes als kreativer Freiraum ohne kommerziellen Druck genutzt werden. Das Grundprinzip dabei: Die Genossenschaft schließt den Hauptmietvertrag ab und organisiert die Verwaltung, die Nutzerinnen werden Untermieterinnen. Als Genossenschaftsmitglieder haben sie dabei volles Mitspracherecht über die Aktivitäten der Organisation: die raumstation3539 als fluides, aber institutionalisiertes Werkzeug für die gemeinsamen Bedürfnisse der Menschen und Projekte.

Es gilt, zu vernetzen und den Funken überspringen zu lassen, zwischen den Orten, wo kreativer Geist bereits jetzt gelebt wird – das ist vor allem die Kultur und die Kreativwirtschaft – und denjenigen, wo er schlummert: dem alltäglichen Leben der Menschen in Gießen, der Produktion der Gesellschaft selbst, dem kreativen Potential von 86.000 Gehirnen und 172.000 Händen. An den Schnittstellen entstehen neue Formen des bürgerlichen Engagements, Soziale Innovationen, Social und Community Entrepreneurship.

Die Kommune wurde sehr bald auf die neue Gießener Akteurin aufmerksam. Seit Anfang 2017 betreibt die Stadt Gießen zusammen mit der Genossenschaft nicht nur das „Transinstitutionelle Programm für URBANAUTIK“, in dem nun im offiziellen Auftrag Vernetzung und Beratung für die Kultur- und Kreativwirschaft angeboten wird, sondern ist auch in intensiver Diskussium um die Nachnutzung der Gießener Feuerwache als von der Genossenschaft betriebener Kulturgewerbehof. Ein Prototyp für das Vorhaben ist seit einigen Jahren in einer ehemaligen Kirche gestartet.

Trägermodell:
Eingetragene Genossenschaft

Finanzierung:
Projektaufträge der Stadt Gießen, z.B. URBANAUTIK und Projektentwicklung Kulturgewerbehof
Mieteinnahmen aus Untervermietung der Flächen

Teamstruktur:
Vorstand (2 Mitglieder)
Aufsichtsrat (4 Mitglieder)
Ko-Kreis, operative Koordination (ca. 7 Mitglieder in bezahlter Teilzeit)
Kreis ehrenamtlicher Helfer*innen